Sonntag, 23. September 2001
Christus-Kirche, Schwartzstraße, Bocholt
Die h-moll Messe BWV 232 (1749) von J. S. Bach
Die h-moll Messe nimmt eine besondere Stellung im Gesamtwerk von J.S. Bachs ein.
Sie ist seine einzige, vollständige Vertonung des Messordinariums und die letzte große Komposition, die er vollenden konnte. Darüberhinaus gilt die Messe als eines der bedeutendsten Beispiele für die stilistische Vielseitigkeit des Meisters, der in diesem Werk die Geschichte der Komposition bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zusammenfasst.
Historische Einflüsse Palestrinas, Monteverdis u.a. sind unverkennbar.
Die Entstehungsgeschichte der „Missa tota“ (vollständige Messe mit den feststehenden Teilen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei) ist nicht genau belegt.
Nachweislich fasste Bach frühere Kompositionen, die er zwischen 1724 und 1749 geschaffen hatte zusammen, bearbeitete und ergänzte sie. So übernahm er z.B. aus einer „Missa brevis“, die er für Friedrich August II, anläßlich seines Amtsantrittes komponiert hatte, das Kyrie und Gloria in die „h-moll Messe“. Er ergänzte diesen beiden Sätze 1748 und 1749 durch das Sanctus, das er 1724 als Thomaskantor für die Weihnachtsmesse geschrieben hatte. Die Musik der Sätze Osanna, Benedictus und Agnus Dei entstammt älteren Werken, u.a. verschiedenen Kantaten.
In einem handschriftlichen Band fasste Bach die ganze Messe zusammen:
Der erste Teil überschrieben mit „No. 1 Missa“ enthielt auf 95 Seiten das Kyrie und Gloria.
Im zweiten Teil finden sich auf 92 Seiten
„No. 2 Symbolum Nicenum“= Credo, „No. 3 Sanctus“ und „No. 4 Osanna, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem“.
Unter dem letzten Abschnitt sind die Buchstaben
„D S G I“= Deo Soli GlorIa zu lesen.
„Allein zum Ruhme Gottes“ wollte Bach dieses Werk vollenden. Doch zu seinen Lebzeiten wurde die Messe nicht vollständig aufgeführt.
Erst am 12. Februar 1835 erlebte Berlin die Gesamtaufführung der „h-moll Messe“ und 10 Jahre später erschien sie im Druck bei Simrock in Bonn.
Die Bezeichnung „Hohe Messe“, die auf den besonderen Gehalt des Werkes hindeutet, geht auf diese Zeit zurück.
Bereits 1811 beurteilte Carl Friedrich Zelter dieses Vermächtnis Bachs als „das größte Kunstwerk, das die Welt je gesehen hat“. Der Musikwissenschaftler Friedrich Blume beschreibt die Messe als „eines der eindruckvollsten Zeugnisse, das die Geschichte kennt, für jenen überkonfessionellen und gesamteuropäischen Geist, der die Musik am Ausgang des Barockzeitalters durchdrungen hat.